Französischer Bahnhof Tegel 1

 

Bahnhof Tegel

Der Bahnhof Berlin-Tegel ist heute ein Bahnhof der S-Bahn und wird derzeit von der Linie S25 bedient.

In der Zeit des Deutschen Kaiserreichs eröffnete Preußen im Jahr 1893 die Kremmener Bahn (Schönholz – Tegel – Hennigsdorf – Velten – Kremmen) zur Erschließung der Gemeinden des Havellandes nordwestlich von Berlin, zunächst nur als eingleisige Nebenbahn. Nach der Gründung der Borsigwerke in Tegel gewann die Strecke an Bedeutung für den Güterverkehr. Daher wurde die Trasse bis Bahnhof Tegel zweigleisig ausgebaut und 1905 eröffnet. 1910 wurden die AEG-Werke in Hennigsdorf eröffnet, woraufhin die Kremmener Bahn von Schönholz bis Velten zur Hauptbahn hochgestuft wurde. Der elektrische S-Bahn-Verkehr wurde 1927 aufgenommen. Die Kremmener Bahn war bis 1939 neben der Wannseebahn die am meisten frequentierte Vorortbahn Berlins.

In der Zeit des Nationalsozialismus war am Bahnhof Tegel ein Zwangsarbeiterlager eingerichtet, das der Versorgung der nahegelegenen Borsigwerke mit Zwangsarbeitern (insbesondere aus den Niederlanden) diente.

Nach dem Zweiten Weltkrieg lag mit der Stadt auch das S-Bahn-Netz in Trümmern. Nur ein Drittel aller Züge, Bahnanlagen und Empfangsgebäude war nach dem Krieg noch funktionsfähig. Zudem hatten die Nationalsozialisten als eine der letzten Handlungen vor der Kapitulation den Nord-Süd-Tunnel im Bereich des Landwehrkanals gesprengt und damit auf voller Länge einschließlich des unterirdischen Stettiner S-Bahnhofs geflutet, von dem die Züge in Richtung Tegel abfuhren. Da auch das Stromnetz zusammengebrochen war, wurden 1945 und 1946 improvisierte S-Bahn-Fahrten unter Dampf durchgeführt. Als Reparationsleistung wurde 1945 das zweite Gleis zwischen Schönholz und Velten demontiert und in die Sowjetunion verschifft. So wurde die Kremmener Bahn wieder eingleisige Nebenbahn.

1947 wurde das Vorkriegs-S-Bahn-System im Großen und Ganzen wiederhergestellt und elektrifiziert, wenn auch an einigen Stellen immer noch improvisiert und im Pendelverkehr.

Im Französischen Sektor der Viersektorenstadt Berlin liegend, wurde der Bahnhof Tegel schon bald nach dem Krieg zur Verladung von Gütern und Soldaten genutzt, die diesen in Gare Française Berlin-Tegel umbenannten. Während der Berlin-Blockade waren die Züge ausschließlich für Angehörige der französischen Streitkräfte (FFA) und deren Familienangehörige reserviert und wurden unentgeltlich benutzt.

Mit dem Mauerbau am 1961 wurde auch die Kremmener Bahn geteilt. Endstation des West-Berliner S-Bahn-Verkehrs wurde Heiligensee, alle Fernzüge auf dem Gebiet der DDR endeten in Velten. Die Kremmener Bahn bis Heiligensee blieb allerdings in Betrieb. Mit der Übergabe der S-Bahn-Betriebsrechte in West-Berlin an die BVG im Januar 1984 wurde die Strecke Schönholz – Tegel – Heiligensee und mit ihr der Bahnhof Tegel für den S-Bahn-Verkehr stillgelegt. Die französischen Militärzüge fuhren noch bis 1994 von Tegel über die Berliner Ringbahn bis nach Straßburg, um französische Soldaten nach Hause zu bringen.

Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde das S-Bahn-Netz weitgehend wiederhergestellt und die Sanierung der Kremmener Bahn beschlossen. Im Mai 1995 wurde nach der Erneuerung des Bahnübergangs Gorkistraße und einigen Brückenbauwerken die Strecke Schönholz – Tegel wiedereröffnet. Nach 37-jähriger Unterbrechung wurde im Dezember 1998 der erste S-Bahn-Zug wieder am Bahnhof Hennigsdorf angenommen. 2005 wurde die Strecke im Süden bis Teltow Stadt verlängert.

Das Fachwerkgebäude des ehemaligen Güterbahnhofs Tegel ist erhalten, hier finden Flohmärkte und ähnliche Veranstaltungen statt. Außerdem sind zwei Stellwerksbauten erhalten, jedoch heute ohne praktischen Nutzen.

Das Gebäude des ehemaligen Gare Francaise wurde bis 2004 vom Nordberliner Antik-, Kunst- und Sammlermarkt genutzt. Ab März 2006 wurde auf 12.000 m² des Güterbahnhofs ein Seniorenpflegeheim erbaut.