Buddhistisches Haus 2

Buddhistisches Haus 

Man betritt das Grundstück durch das einem ceylonesischen Bau nachempfundenen Elefantentor. Davor führt eine steile Treppe mit 73 Stufen empor, die den edlen achtfachen Pfad Buddhas zur Erlösung vom Leid der Vergänglichkeit symbolisiert. Hinter dem Haus gibt es einen Versammlungsplatz und den „Vertiefungsteich“, eine Anlage, welche die vier Versenkungen des Praktizierenden bis zur Erreichung des Zustandes frei von Glück und Leid symbolisiert.

Dr. Paul Dahlke, Arzt, Schriftsteller und nach einigen Asien-Reisen seit 1900 ergebener Theravāda-Buddhist, hatte schon seinen Traum von einem Buddhistischen Haus auf der Insel Sylt verwirklicht. Durch die Touristenflut gestört, kehrte er nach Berlin zurück und erwarb kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs ein kiefernbestandenes Heidegebiet von rund 36.500 m² in Berlin-Frohnau.

In Rekordzeiten ließ er dort ab 1923 nach seinen, von asiatischen Bauten inspirierten Plänen, das villenartige Wohnhaus, die Meditationsklausen und den Waschraum errichten. Den Bau finanzierte Dahlke unterstützt durch großzügige Spenden. Die Außenanlagen plante er selbst nach seinen Interpretationen buddhistischer Lehren. Im August 1924 war der Bau des „Buddhistischen Hauses“ sowie schon ein Teil der Gartenanlage so weit fortgeschritten, dass Dahlke mit seiner Haushälterin und einigen befreundeten Buddhisten darin einziehen konnten. 1926 folgte ein im japanischen Stil gehaltener Tempelbau, der Ausstellungsraum, auch als Vortragshalle benutzt.

Das „Buddhistische Haus“ war gedacht als ein Platz für die innere Läuterung, soweit man dies erreichen kann in einem Kompromiss zwischen dem Leben als buddhistischem Mönch und den westlichen Bedingungen. Die „Fünf Regeln“ waren die Mindestanforderung an das Verhalten der hier Wohnenden.

An Uposatha-Tagen hielt Dr. Dahlke Vorträge und stand mit Erklärungen stets zur Verfügung. Leider verstarb Dahlke nur vier Jahre nach der Gründung des Buddhistischen Hauses im Februar 1928. Nach seinem Tod, trotz fehlendem Einkommen aus der früheren Praxis, versuchten die Schwestern Dahlke zusammen mit Freunden das Haus in Dr. Dahlke´s Sinne weiterzuführen. Mit dem Ausbruch des Krieges musste die buddhistische Tätigkeit aufhören, die tolerante Lehre mit ihrer allumfassenden liebenden Güte war den Behörden unerwünscht. Nach dem Krieg beherbergte das Haus Flüchtlinge, für deren Zahl seine Möglichkeiten völlig unzureichend waren. Finanzielle Mittel, das Haus instand zu setzen und weiter zu führen, gab es nicht mehr. Sogar ein Abriss wurde erwogen. Ein Verkauf scheiterte an ernsthaften Interessenten. Der Rand des Hügels wurde rundherum nach und nach veräußert.

Dr. Dahlke´s Traum eines Hauses, in dem Buddhisten ständig leben, ging leider erst etwa 30 Jahre nach seinem Tod in Erfüllung. Die „German Dharmaduta Society“ (GDS) erwarb den Besitz von den Erben Paul Dahlkes im Jahre 1957 und gestaltete diesen um in ein buddhistisches Vihâra. Schon im selben Jahr, wurden buddhistische Mönche nach Berlin geschickt. Ein lebendiger Austausch von Pflichten und Rechten zwischen Mönchen und Laienanhängern kam zustande.

1958 kaufte die GDS zwei weitere übrig gebliebene Landstücke von den Erben Herrn Dahlke´s ab. Das Haupthaus wurde vollständig renoviert. Die GDS ließ die Bibliothek und den darunterliegenden Gästetrakt samt sanitären Anlagen in einem hervorragend passenden Stil anbauen. Bücher kamen als Spenden von den meisten aller buddhistischen Länder. Die feierliche Einweihung der Bibliothek fand 1967 statt. Seitdem ist sie aufgeführt im Verzeichnis der öffentlichen Bibliotheken der Stadt Berlin.

1974 wurde das etwas abseits stehende „Ceylon Haus“ restauriert, für Gäste bewohnbar und für Meditationszwecke nutzbar gemacht. Im Jahre 2000, erlebte das Buddhistische Haus eine Erneuerung in allen Ebenen. Im Garten ist eine Steinskulptur der Göttin der Barmherzigkeit, Kannon (Guanyin) zu sehen, die 1959 von der japanischen Stadt Nagoya gestiftet wurde. An einer unbekannten Stelle des Gartens wurde Dahlke seinerzeit beigesetzt; 1988 brachte man zu seiner Ehrung eine Gedenktafel am Eingangstor an.

„Das Buddhistische Haus“ ist heute nationales Kulturgut und steht unter Denkmalschutz. Es gilt als die wichtigste Kultstätte des Buddhismus in Westeuropa und ist das Zentrum für die buddhistische Religion. Zusätzlich sind die Grünflächen am „Buddhistischen Haus“ als Gartendenkmal gelistet.