Dorfanger Lübars
Lübars ist eines von sechs Dörfern auf märkischem Sand zwischen Wäldern und Seen, die zum Landkreis Niederbarnim gehörten und den Ursprung des heutigen Reinickendorf bilden. Es ist das älteste Dorf des Bezirks im Berliner Norden. Die Dorfaue war der Mittelpunkt des dörflichen Geschehens. Neben der barocken Dorfkirche gab es dort früher einen Dorfteich. Alle Wohngebäude sind einstöckig und auch gerne mal mit Stuck verziert. Wer am Dorfanger von Alt Lübars aus dem Bus oder Auto steigt, betritt wie durch ein Zeittor eine ländliche Idylle mit krummen Pflastersteinen, Gras mümmelnden Schafen und einer alten Dorfwirtschaft. Seine urigen Gebäude, wie ein reetgedecktes ehemaliges Hirtenhäuschen, das alte Schulhaus oder die Feuerwache mit Übungsturm machen Lübars zu einer Enklave der guten alten Zeit. Wie vom anderen Stern gefallen steht auf dem Anger ein sonnengelber Fernsprecher anno 1934.
Die erste bezeugte, im Original aber leider nicht mehr vorhandene Urkunde, in der das Dorf erwähnt ist, datiert in das Jahr 1247. Urkundlich, leider ohne nähere Angaben über Alter und Entstehung des Bauerndörfchens, wurde durch den Markgrafen festgesetzt, dass die Bauern von Lübars (und Krummensee) ihre Beuth – die Ernte aus den Bienenstöcken, Klotzbeuten genannt – an das 1239 gegründete Spandauer Benediktinerinnen-Kloster abzuliefern hätten. 1270 übereigneten askanische Markgrafen nicht mehr nur die Honigernte, sondern das ganze Dorf dem Nonnenkloster St. Marien zu Spandau. Im Landbuch von 1375 findet sich der Eintrag: »Lubas hat 28 Hufen, von denen der Pfarrer 4 hat. An Pacht zahlt jede Hufe 3 Scheffel Roggen und 3 Scheffel Hafer, an Zins 2 Schilling, an Bede 2 Pfennig. Im Dorf wohnen sechs Kossäten, von denen jeder 1 Schilling und ein Huhn zahlt. Das Dorf gehört von alters her den Nonnen in Spandau.«
Unter den preußischen Königen erholte sich das Dorf von den Folgen des Krieges und der Pest, die 1348 auch hier wütete und von Raubzügen, als dann 1790 eine große Feuersbrunst das halbe Dorf dem Erdboden gleichmachte; in den Flammen gingen damals auch Schmiede, Hirtenhaus, der Hof des Lehnschulzen und die aus Holz- und Lehmwänden bestehende Kirche auf.
Die Dorfkirche Lübars, die sich inmitten alter Bäume auf dem Dorfanger Alt-Lübars erhebt ist eine der über 50 Dorfkirchen in Berlin und Reinickendorfs ältestes Denkmal. Von einem um 1500 aufgestellten Flügelaltar sind noch drei Schnitzfiguren gut erhalten. Im Dachturm hängen zwei kunstvoll gearbeitete Bronzeglocken aus den Jahren 1484 und 1583, Zeugnis des protestantischen Selbstbewusstseins dieser Gemeinde, die damals noch Daldorf hieß. Um die Kirche herum finden sich noch heute historische Grabstellen. Die heutige Kirche wurde von 1791 bis 1794 auf den Grundmauern der 1790 bei einem Großfeuer abgebrannten Fachwerkkirche aus Stein errichtet. Die im Zweiten Weltkrieg beschädigte Kirche wurde von 1950 bis 1956 restauriert.
Auch der Name des Ortes – er enthält das wendisch-slawische Wort »Ljuba« (Liebe), eine slawische Siedlung lässt sich allerdings nicht nachweisen – ist, abgesehen von geringfügigen klanglichen Abweichungen, gleich geblieben: »Lubas« und »Lubasz« im 13. und 14. Jahrhundert, später auch »Lubarsz«, »Libars«, »Lybarsch«, »Liebbarsch« und seit dem 18. Jahrhundert endgültig »Lübars«.