Ehemaliges städtisches Krankenhaus
Das ehemalige städtische Krankenhaus, erbaut 1908-1910, liegt auf einem 4,5 ha großen Areal im Süden des Reinickendorfer Angers. Es diente nicht nur der Krankenversorgung Reinickendorfs, sondern auch der Nachbargemeinden Tegel, Wittenau und Rosenthal.
Zunächst war die Krankenhausanlage für eine Belegung von 200 Betten vorgesehen, allerdings wurden die Hauptgebäude und die Anlage so eingerichtet, dass eine spätere Erweiterung auf 400 Betten möglich war. Die vier Hauptgebäude, bestehend aus Verwaltungsgebäude mit Hauptaufnahme und Apotheke, Chirurgischem Pavillon mit Operationsanbau, Medizinischem Pavillon mit Badeanbau, Koch- und Waschküchengebäude mit anschließendem Kessel- und Maschinenhaus bilden zusammen mit der sich in die Breite erstreckenden Grünfläche, die durch Wege für den Krankentransport aufgeteilt wird, das Zentrum des Krankenhauses. Abgesondert liegen an der Sankt-Galler-Straße die Pathologie mit Kapelle und das Isoliergebäude für äußere Krankheiten sowie ganz im Süden das Isoliergebäude für innere Krankheiten. Mit seinem Pavillonstil und seinen umfangreichen Grünanlagen gehörte es seinerzeit zu den modernsten Krankenhäusern der Stadt. Im Jahre 1918 ging das Krankenhaus in städtische Verwaltung über und bekam den Namen »Humboldt-Krankenhaus«, den es bis zur Umbenennung in »Erwin-Liek-Krankenhaus« in den 1930er Jahren behielt.
Während des Zweiten Weltkrieges wurden in den Berliner Krankenhäusern Operationsbunker verschiedener Typen errichtet, die Notoperationen auch während der Fliegerangriffe ermöglichten, 1941-42 auch auf dem Gelände des städtischen Krankenhauses. Der oberirdisch aufragende Bunker von rechteckigem Grundriss (360 Quadratmeter) wurde zum Zweck des Luftschutzes bombensicher aus Eisenbeton errichtet und durch einen Tunnel mit dem benachbarten Chirurgischen Pavillon verbunden. Der Bunker besteht aus zwölf Räumen, von denen der OP-Raum, der Vorbereitungsraum und der Sterilisationsraum die wichtigsten Funktionen übernahmen. Der OP-Bunker in der Teichstraße ist der einzige von 25 in Berlin zwischen 1940 und 1942 errichteten OP-Bunkern, der sich noch weitgehend im Originalzustand befindet. Aufgrund des authentischen Erhaltungszustandes und nach umfangreicher Restauration der Anlage und Rekonstruktion der Einrichtung durch den Berliner Unterwelten e.V. ist der Bunker im Jahre 2010 unter Denkmalschutz gestellt worden.
Das Reinickendorfer Krankenhaus überstand den Zweiten Weltkrieg relativ unbeschadet und wurde nach Kriegsende weitergenutzt. Von 1945 bis 1952 war es von der französischen Besatzungsmacht beschlagnahmt und diente als Militärlazarett, es wurde in “Hôpital Militaire Louis Pasteur” umbenannt. Danach beherbergte es wieder bis 1985 das Humboldtkrankenhaus, in dem die Reinickendorfer Bevölkerung medizinisch versorgt wurde. Seit der Errichtung eines Krankenhausneubaus und Umzug nach Wittenau sind in den alten Gebäuden Dienststellen des Bezirksamtes Reinickendorf und verschiedene Sozialeinrichtungen untergebracht.