Gedenkstätte Krankensammellager Blankenfelde
Das Krankensammellager Blankenfelde, zwischen der Bahnhofstraße und dem Alten Bernauer Heerweg gelegen, war von 1941 bis 1945 ein verschleiernd „Krankensammellager für arbeitsunfähige Ostarbeiter“ genanntes Lager, in dem Männer und Frauen aus der Sowjetunion, die zur Zwangsarbeit ins Deutsche Reich deportiert worden waren und die als nicht mehr verwendbar für den „Arbeitseinsatz“ angesehen wurden, bis zum Tod eingesperrt wurden, bzw. werden sollten. Infolge der schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen erkrankten viele Zwangsarbeiter an Lungentuberkulose. Für den »Arbeitseinsatz« nicht mehr brauchbar, kamen sie – oft nicht einmal 25 Jahre alt – in das Lager. Ursprünglich sollten diese Menschen in ihre Heimat zurückgebracht werden, doch diese Transporte wurden bald eingestellt.
Die Verhältnisse im Lager waren menschenunwürdig: Es gab keine Medikamente, kaum Nahrung, nicht einmal Matratzen oder Decken. Die hygienischen Verhältnisse waren katastrophal. 700 Todesfälle konnten bisher nachgewiesen werden. Als häufigste Todesursachen wurden auf NS-Dokumenten Lungentuberkulose und Typhus genannt, die eine Folge von Mangelernährung sind.
Wenn der Lagertitel Krankensammellager als Tarnbegriff verstanden wird, fügt sich das Lager und die darin erfolgte Nichtversorgung von kranken Arbeitskräften in die NS-Politik der Vernichtung durch Arbeit ein. Nur das Kriegsende konnte den Tod einiger der hier Gefangenen verhindern.
Das Lager in Blankenfelde, sei anfangs als Durchgangslager für Zwangsarbeiter genutzt worden, die von hier aus über das Deutsche Reich verteilt worden seien, berichten Zeitzeugen. Mindestens 80.000 Menschen seien durch das Lager geschleust worden. Noch früher habe die Reichsbahn auf dem Gelände direkt neben einer Bahnlinie eigene Zwangsarbeiter untergebracht. Auch Kriegsgefangene und Häftlinge der Gestapo waren zeitweise hier eingesperrt, bevor 1941 das Krankensammellager eröffnet wurde. Zum Lager gehörten unter anderem sieben Wohn- und Schlafbaracken, eine Wirtschaftsbaracke, eine Verwaltungsbaracke sowie eine Sanitätsbaracke. Am 21. April 1945 wurde das Lager von der Roten Armee befreit.
Von den Holzbaracken, die hier standen, ist nichts mehr zu sehen. Lediglich einige Fundamentreste konnten von einer Initiative für einen Gedenkort freigelegt werden. Außer einer Luftaufnahme sind bisher auch keine Bilder aus dem Lager aufgetaucht.
Bis vor wenigen Jahren waren die Geschichte des Lagers und das Schicksal der Menschen, die dort unter menschenunwürdigen Bedingungen leben mussten, verdrängt und vergessen. Bürgerinnen und Bürger aus Pankow und Reinickendorf möchten gemeinsam an die Geschichte des Lagers erinnern. Seit mehr als zehn Jahren arbeitet eine Bürgerinitiative gemeinsam mit dem Kunsthistoriker Bernhard Bremberger an der Aufarbeitung der Geschichte dieses Lagers. 2009 gründeten sie einen Runden Tisch und setzten sich unter anderem dafür ein, dass eine Informationstafel auf dem Gelände zwischen der Bahnhofstraße in Blankenfelde nach Lübars und dem Bernauer Heerweg aufgestellt wird, die am 27.01.2012 feierlich enthüllt wurde.