Humboldt-Bibliothek
Eigentlich sollte im ehemaligen Hafenbecken am Tegeler See ein großzügiges Freizeitbad entstehen. Der Entwurf der Humboldt-Bibliothek war in der Planung für die Internationale Bauausstellung 1984 Teil eines größeren Kulturzentrums. Die 1986 begonnenen Bibliotheksbauarbeiten gingen einher mit der Gestaltung eines großen Wasserbereichs, einer Uferpromenade sowie von 350 Wohneinheiten. Von dem geplanten Kulturzentrum wurde jedoch allein die Humboldt-Bibliothek realisiert.
Doch auch dieses Vorhaben erwies sich als schwierig, da bereits die Faulschlammschichten im Baugrund bei der Kostenplanung nicht berücksichtigt waren. Der Bau musste auf Bohrpfählen errichtet werden, was die Kosten deutlich erhöhte. Dafür wurden zusätzliche Mittel freigesetzt, jedoch der Bau auch in der Länge gekürzt. Die Bibliothek wurde als ein mit besonderen architektonischen Elementen ausgestatteter, von einem mit Holzpaneel versehenen Tonnengewölbe überdachter rechteckiger Längsbau mit einer Hauptnutzungsfläche von 2820 Quadratmetern errichtet.
Charles Moore, Architekt und Vorreiter der postmodernen Architektur wurde für den Bau aus einer Mischung von Stilelementen des Industriebaus, des Sakralbaus sowie des Repräsentationsbaus mit dem Preis der amerikanischen Bibliotheksvereinigung (ALA) ausgezeichnet. In Würdigung Alexanders und Wilhelms von Humboldt, die ihre Kindheit im nicht weit entfernten Familienschloss verlebten, erhielt die Bibliothek den Namen „Humboldt-Bibliothek“. Das vor der Bibliothek aufgestellte Denkmal des Künstlers Detlef Kraft aus dem Jahr 1997 stellt die Brüder dar.
Die Humboldt-Bibliothek hält etwa 130.000 Medien in gut einem Dutzend unterschiedlicher Sparten für die Publikumsnutzung vor. Mehr als 800 Besucher täglich und rund 800.000 Entleihungen jährlich zeugen von einer intensiven Nutzung dieses Angebots.
Die Westseite des Gebäudes beherrscht ein großes Fenster, das den Blick auf das Hafenbecken, die Sechserbrücke und den Tegeler See freigibt. Das Innere der Bibliothek ist durch seine offenen Flächen und das ansprechende Ambiente ein geeigneter und gern gewählter Ort unter anderem für Lesungen und Preisverleihungen aber auch Vorträge, Kunstausstellungen und Konzerte.
In Kooperation mit der Volkshochschule Reinickendorf veranstaltet die Humboldt-Bibliothek in ihrem Konferenzraum Kurse zur Schulung von Autoren und trägt damit selbst zur Förderung von literarischem Nachwuchs bei.