Humboldtschloß 3

 

Humboldtschloss (Schloss Tegel)

Ein verstecktes Kleinod im Nordwesten Berlins ist das Schloss Tegel und der dazugehörige Park mit der Grabstätte der Familie von Humboldt.

Den Ursprung bildete ein Weingut zur Versorgung der kurfürstlichen Hofhaltung, das nach 1558 von Kurfürst Joachim II. nördlich der mittelalterlichen Wassermühle von Tegel errichtet wurde. Erster Besitzer war der kurfürstliche Geheime Sekretarius Hans Bredtschneider, der auch Bürgermeister von Cölln an der Spree wurde.

Wie an vielen Orten in Brandenburg und der Umgebung Berlins scheiterte in der friderizianischen Zeit auch auf dem ehemaligen Gut Tegel die Anlage einer Maulbeerplantage. Ursprünglich waren hier 10.000 Bäume vorgesehen, aber durch den ausbleibenden Ertrag stieg man wieder schnell auf die klassische Land- und Forstwirtschaft sowie den Gartenbau um.

Nach mehreren Besitzerwechseln kam das Gut gegen Ende des 17. Jahrhunderts wieder in kurfürstlichen Besitz. Zur Repräsentation seiner Landesmacht ließ der Kurfürst Friedrich Wilhelm das Landhaus zu einem Jagdschloss, den Vorgängerbau des heutigen Schlosses, umgestalten.

Das Ehepaar Marie Elisabeth und Alexander Georg von Humboldt bestimmten dann als neue Besitzer ab 1766 die landschaftsverschönernden Maßnahmen auf dem Gut und an dem kleinen Schlösschen. Wilhelm von Humboldt, der Philosoph, Sprachforscher und Begründer der Berliner Universität, und sein Bruder, der Naturforscher Alexander von Humboldt, verbrachten hier ihre Kindheit. Bei seiner Berlin-Reise 1778 besuchte Goethe auch Schloss Tegel. Die Sage vom Spuk im Schloss Tegel findet sich im „Faust“ wieder.

1802 wird Wilhelm von Humboldt durch eine Erbteilung mit seinem Bruder der alleinige Eigentümer von Tegel. Nach seiner Entlassung aus dem Staatsdienst 1819 zog sich Wilhelm von Humboldt in sein Elternhaus zurück und lässt zuerst den Park umgestalten. Von 1822 bis 1824 erfolgt dann ein von Schinkel und dem Bildhauer Rauch vorgenommener Umbau des Herrenhauses. Es entstand das „Humboldtschlösschen“, das heute ein Paradebeispiel für Schinkels Klassizismus ist. Im Schlosspark befindet sich auch die 1829 von Schinkel gestaltete Grabstätte für Caroline von Humboldt, die Ehefrau von Wilhelm von Humboldt. Wilhelm ließ ihr keinen Grabstein, sondern ein Denkmal mit einer von Bertel Thorwaldsen in Marmor geschaffenen römischen Göttin Spes auf einer hohen Granitsäule errichten. Das von Caroline seit ihren römischen Tagen geliebte Kunstwerk erwarb Wilhelm nach ihrem Tod. Auch Wilhelm und Alexander von Humboldt ließen sich hier beerdigen, ebenso die Nachfahren Carolines und Wilhelms von Humboldt bis heute.

Das seit 1983 unter Denkmalschutz stehende Areal wird heute von einem direkten Nachkommen Humboldts – in sechster Generation – und seiner Familie bewohnt und dürfte eines der einzigen Herrenhäuser in Berlin-Brandenburg sein, das sich noch im Besitz der direkten Nachfahren befindet.

Das private Humboldt-Museum im Gebäude ist im Sommerhalbjahr montags während der Führungen zugänglich.