Tegel Scharfenberg

 

Insel Scharfenberg

Archäologische Funde auf Scharfenberg, Lindwerder und der Halbinsel Reiherwerder belegen, dass der Tegeler See zu der slawischen Siedlungskammer der Heveller gehörte, die auf der ehemaligen Havelinsel unter dem Spandauer Burgwall ihren Hauptsitz hatte.

Im Jahr 1777 gingen die Inseln Scharfenberg und Baumwerder in den Besitz der Familie von Humboldt über. 1867 erwarb der Naturkundler Carl August Bolle die Inseln, auf denen er sich nach seinen Studienreisen zu den Kapverdischen und Kanarischen Inseln niederließ. Die Erben Bolles verkauften die Inseln 1909 an die Stadt Berlin. Später wurden die Inseln von den städtischen Wasserwerken genutzt.

Auf Initiative Wilhelm Blumes, der Studienrat am Humboldt-Gymnasium im Berliner Wedding war, werden 1921 die „Untersekundaner“ des Gymnasiums über den Sommer auf der Insel unterrichtet. Blume setzt sich dabei mit Unterstützung der Stadträtin Klara Weyl gegen eine Direktion der Wasserwerke durch. 1922 spricht sich das Humboldt-Gymnasium gegen eine Wiederholung der „Sommerschule“ aus und Blume gründet mit finanzieller Unterstützung des Versuchsschulausschusses eine „Privatschule des Magistrats Berlin“.

Im Jahr 1923 wird auf den ca. 23 Hektar der landwirtschaftliche Betrieb mit Schülern als Helfer aufgenommen, als der letzte Pächter der Wasserwerke die Insel verlässt. Eine Aufbauklasse aus Volksschülern wird gegründet und die ersten Schüler erhalten ihr Abitur, noch in Externenprüfung, jedoch vor dem eigenen Kollegium.

Im folgenden Jahr wird ein Teil der Scheune zu einem Speisesaal ausgebaut und auf dem Scheunenboden ein Schlafsaal eingerichtet. 1927 werden ein Fährhaus und das „Blumehaus“ errichtet, in dem sich heute ein Unterrichtsraum für Musik mit zwei Übungsräumen, ein Zeichensaal, ein Fotolabor sowie verschiedene Werkstätten für Drucktechniken und Keramik befindet. Im Jahre 1929 wird die Schule in eine städtische Schule mit eigenem Etat übergeleitet, 1930 erfolgt die Anerkennung als „staatliche Seminaranstalt zur Ausbildung von Studienreferendaren“.

Da die Schule sich zum Teil mit der Gemeinschaftsarbeit der Schüler selbst versorgte, konnte das Schulgeld relativ gering angesetzt werden. So kam es, dass der Anteil von Schülern aus dem Arbeitermilieu relativ hoch war.

Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten übernimmt der bereits 1933 als Internatsleiter eingesetzte Studienrat Felix Scholz, ein aktives Mitglied der NSDAP, die Schulfarm. Schüler, „deren Haltung in nationalpolitischen Fragen ein Verbleiben auf der Insel nicht zulässt“, werden systematisch verdrängt. 1936 stellt der Schulleiter Scholz in einem Bericht fest, dass die „Umwandlung der Städtischen Schulfarm Insel Scharfenberg in eine Pflanzstätte nationalsozialistischer Erziehung“ abgeschlossen sei. Zwischen November 1940 und Mai 1945 werden die Schüler von Scharfenberg im Rahmen der Kinderlandverschickung in verschiedene ländliche Orte verlegt.

Bereits am 12. Mai 1945 erhält Wilhelm Blume von der Reinickendorfer Bezirksverwaltung den Auftrag zur Wiedereinrichtung der Schulfarm und der Schulbetrieb wird mit 70 Jungen und drei Lehrkräften wieder aufgenommen. Zum Schuljahresbeginn Ostern 1946 kommen erstmals 25 Mädchen nach Scharfenberg. 1951 findet das erste Abitur nach dem Krieg statt. In den 1950er und 60er Jahren werden die Schulgebäude ausgebaut, so wird das Schulhaus aufgestockt und vergrößert, 1956/57 werden sieben Schülerhäuser gebaut und 1958 das alte Bollehaus gesprengt. 1961 wird das neue Zentralgebäude fertiggestellt und eingeweiht. 1964 wird die alte Seilzugfähre durch eine Motorfähre ersetzt.

Der Name der Insel ist auf eine ehemalige Bezeichnung für die ca. 12 Meter hohe Düne an ihrer Nordspitze, den sogenannten Bolleberg, zurückzuführen. Auf einer Karte aus dem 18. oder 19. Jahrhundert ist sie als „Scharffer Berg“ bezeichnet und war für die auf dem Tegeler See segelnden Fischer vermutlich als Landmarke eine Orientierungshilfe.