Invalidensiedlung

Invaliedensiedlung Frohnau

Die heutige Invalidensiedlung Frohnau entstand im Jahre 1937 als Ersatzsiedlung und Erweiterung für das seinerzeit abgerissene Invalidenhaus Berlin.

Im Jahre 1705 regte König Friedrich I. in Preußen zur Gründung eines Invalidenhauses in Berlin an. Der Plan, nach französischem Vorbild, umfasste den Bau besonderer Unterkünfte für ausgediente und kriegsinvalide Soldaten. Umgesetzt wurde dieser Plan jedoch erst Jahrzehnte später durch Friedrich II an der heutigen Scharnhorststraße in Berlin-Mitte. Bei der Wahl des Standorts der barocken dreiflügeligen schlossähnlichen Gebäudeanlage, deren Hauptfront zum später angelegten Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal zeigte, hatte der König auf die Nähe zur Charité Wert gelegt. Am 15. November 1748 wurde das Invalidenhaus Berlin erstmalig bezogen.

Aufgabe der Institution war, kriegsbeschädigten Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften ein Unterkommen, Verpflegung, Kleidung und ärztliche Betreuung kostenlos zur Verfügung zu stellen. Zur Finanzierung war das Invalidenhaus von Friedrich II. mit umfangreichem Landbesitz und Bargeld ausgestattet worden; die für die Invaliden tätigen Handwerker und Händler genossen auch Freiheit von Steuern und Abgaben, damit sie ihre Erzeugnisse besonders „wohlfeil“ an Insassen abgeben konnten. Der König wollte auf diese Weise erreichen, dass sich das Invalidenhaus aus dem vorhandenen Grund- und Sachvermögen selbst erhalten konnte und dem Staatshaushalt nicht zur Last fiel.

Im Haus waren insgesamt Plätze für 631 Personen. Jeweils vier ledige Soldaten und ein verheirateter Soldat nebst Frau bewohnten ein Zimmer mit Kammer. Für je 30 Bewohner war eine Küche zur Selbstversorgung vorgesehen. Die Organisation war einer militärischen Einheit nachgestaltet. Die Invaliden waren in drei Kompanien eingeteilt, die aus je 190 Mann, zehn Unteroffizieren, einem Fähnrich und zwei Leutnants bestanden.

Das gesamte Invalidenhaus unterstand einem Kommandanten, ab 1847 einem Gouverneur. Sämtliche Insassen wurden etatmäßig nach ihren Dienstgraden besoldet. Sie trugen auch außerhalb des Dienstes Uniform, hatten im Bezirk des Invalidenhauses Wachdienst zu verrichten und an der sonntäglichen Kirchenparade teilzunehmen. Das Haus hatte besondere Geistliche beider Konfessionen und war mit eigenem Parochialrecht ausgestattet. Die Invaliden bildeten außerdem eine selbstständige Gemeinde mit eigener Zivil- und Strafgerichtsbarkeit.

Diese Ausgestaltung behielt das Invalidenhaus im Wesentlichen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs, wenn auch im Laufe der Zeit gewisse Änderungen eintraten. So war im 19. Jahrhundert die eigene Gerichtsbarkeit aufgehoben worden und die Invaliden hießen später „Pfleglinge“. Die Zahl der untergebrachten Soldaten sank zugunsten einer größeren Aufnahme von ganzen Familien, sodass der Wohncharakter mehr in den Vordergrund trat.

1937 wurde das Invalidenhaus dem Reichskriegsministerium zugeordnet. Das nationalsozialistische Heeresbauamt leitete 1937 den Bau der neuen Invalidensiedlung. Für Versehrte des Ersten Weltkriegs wurden 50 behindertengerechte zweigeschossige Klinkerbauten mit 150 Wohnungen sowie Wirtschafts- und Gemeinschaftsgebäude gebaut. Kommandant der Anlage war Oberst Wilhelm Staehle, der als Unterstützer der Widerstandsgruppe am 23.04.1945 von Mitgliedern der SS hingerichtet wurde. Nach ihm wurde die heutige Zufahrtsstraße benannt.

Das heutige Restaurant Landhaus Hubertus ist das ehemalige Gemeinschaftshaus von 1938 bis 1945. Das Gemeinschaftshaus war mit einer für damalige Verhältnisse modernen und leistungsfähigen Kinoanlage ausgestattet. Zu den hier veranstalteten Feiern gehörten Geburtstage des Führers und Friedrich II.

Ihre soziale Bedeutung hat diese Siedlung nicht verloren. Heute wird die Invalidensiedlung Schritt für Schritt liebevoll restauriert und zu Wohnzwecken für Menschen mit Handycap angeboten. Der malerisch gelegene Gebäudekomplex besteht aus ca. 49 Mehrfamilienhäusern mit 180 Wohnungen und einem Gemeinschaftshaus, die nach und nach barrierefrei ausgestattet werden.