Lübars Osterquelle

 

Osterquelle

Leise plätschert im kleinen Wäldchen das Wasser aus dem Stein – die Osterquelle (auch Marienquelle) in den Flachmoorwiesen ist ein lauschiges Plätzchen am Schildower Weg. Sie liefert an einer Schichtgrenze zwischen Lehm und Kies sieben Liter Wasser pro Sekunde mit einer durchschnittlichen Temperatur von 9 °C. Zum Trinken ist das Wasser nicht geeignet, es enthält zu viele Mineralien. Aus neun Röhren speist sich die Osterquelle, doch die meisten sind derzeit versiegt. Wenn es kräftig regnet, sammelt sich das Wasser im Einzugsgebiet, und die Osterquelle beginnt zu sprudeln.

Ein seit Jahrhunderten bekannter, von allerlei Legenden umrankter Ort, ein Stück urtümliche, unverfälschte Natur, wie es scheint, und sogar mit direktem Bezug zum wichtigsten Fest der Christenheit.

Der Weg von der Straße hinunter ins alte Urstromtal wäre auch ohne Quelle einen Osterspaziergang wert. Saftiges Grün, Felder wie Wiesen, wohin das Auge blickt, sanft sich wellende Hügel zur Rechten, links ein silbern blinkender Teich, dazwischen in nicht allzu großer Ferne Büsche und Bäume, zu denen der Pfad sich hinwindet.

Nach wenigen 100 Metern liegt sie zur Rechten, ein gemauertes Halbrund, von frisch sprießendem Laub beschattet. Eine Tafel erklärt grafisch sehr anschaulich, wie sie durch eine Wassersperrschicht aus Lehm, die sich in den sandigen Untergrund geschoben habe, entstanden sei.

Die erste bekannte Erwähnung findet sich in der „Historischen Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg“ von Johann Christoph und Bernhard Ludwig Bekmann, erschienen 1751 in Berlin: „Unweit Lubarsch, entstehet aus einem hohen Berg und untenhin aus den ringsumher hervortreibenden quellen ein Wasser, welches mitten im Sommer, auch in den heißesten Tagen eiskalt ist, jedoch im härtesten Winter niemals zufrieret.“ Das Wasser muss damals also an gleich mehreren Stellen aus der Erde gequollen sein.

Auf die Herkunft des Namens Osterquelle findet sich in der alten Chronik kein Hinweis, vielleicht war er damals noch nicht gebräuchlich. Entstanden ist er durch einen wohl in vorchristlichen Ritualen wurzelnden, in sorbischen Gegenden Brandenburgs teilweise noch lebendigen, hierzulande vergessenen Brauch: Früher holten die jungen Mädchen in der Nacht zum Ostersonntag an der Quelle das heilkräftige Osterwasser. Ihm wurde nachgesagt, dass es Gesundheit und Schönheit fördert. Dazu wusch man sich mit ihm, besprengte das Vieh und auch Menschen, denen man begegnete. Allerdings musste auf dem Weg zur Quelle völliges Schweigen bewahrt werden. Die Burschen versuchten, die Mädchen auf dem Rückweg zu erschrecken oder zum Sprechen zu bewegen. Wurde das Schweigegebot gebrochen, verlor das Osterwasser seine Wirkung.

Auch heute noch spazieren viele Lübarser zu Ostern an die letzte frei sprudelnde Quelle Berlins.