Tegel Villa Borsig

 

Villa Borsig

Von den Nachfahren der von Humboldts erwerben die Brüder Conrad und Ernst im Jahr 1898 am Tegeler See die damals noch durch Sumpfland getrennten zwei Flussinseln, Kleiner und Großer Reiherwerder. Das sumpfige Gebiet zwischen den Inseln lassen sie mit Schlacke aus der Fabrik aufschütten und trockenlegen. Aus den beiden Inseln entsteht die Halbinsel Reiherwerder, die durch den Bau des Schwarzen Weges mit dem Festland verbunden wird.

1905 tritt Conrad Borsig seinen Anteil an der Halbinsel Reiherwerder an seinen Bruder Ernst ab, der im Bereich des Kleinen Reiherwerder im Jahr 1906 mit dem Bau eines einfachen Landhauses, der kleinen Villa und des Maschinenhauses beginnt 1907 folgt der Bau des Pförtner- und Wirtschaftshauses, des Boots- und Badehauses, eines Treibhauses sowie der Pferdeställe und Garagen. Nachdem die Baumaßnahmen im Jahr 1908 abgeschlossen sind, beziehen Ernst Borsig, seine Ehefrau Margarete und die vier Kinder die Kleine Villa, die aber schon bald nicht mehr den Ansprüchen genügt. So beginnt Ernst Borsig bereits im selben Jahr mit der Planung für die große Villa und beauftragt die Architekten Alfred Salinger und Eugen Schmohl mit dem Entwurf einer neuen repräsentativeren Villa auf dem Großen Reiherwerder, die dem Schloss Sanssouci ähneln soll. Die äußerst repräsentative Dreiflügelanlage mit Mittelpavillon und geschwungenen Laubengängen auf der Gartenseite ist zwischen 1911 und 1913 ausgeführt worden und verweist auf Potsdam-Sanssouci und den Adelsstand, in den die Borsigs 1909 durch Kaiser Wilhelm II. erhoben wurden.

Nachdem die Baumaßnahmen der Großen Villa abgeschlossen sind, wird das ehemalige Sumpfland nach Anweisung des Garten- und Naturliebhabers Ernst von Borsig zu einem Landschaftspark umgestaltet – ein Entwicklungsprozess, der rund 30 Jahre dauert. In unmittelbarer Nähe des Hauses entsteht eine an barocken Gärten orientierte Anlage mit Parterre und verschiedenen, geometrisch gefassten Kompartimenten wie der Zufahrt, dem Rosarium und der Gärtnerei. Der zum See führende Teil der Halbinsel geht in einen Landschaftspark über, der, von der Terrasse aus betrachtet, als Auenwiese bis zum Ufer reicht. Reiherwerder ist heute Teil des Landschaftsschutzgebiets Tegeler Forst und wird kontinuierlich und nachhaltig gepflegt.

Nach dem Tod Ernst von Borsigs wurde das Anwesen 1937 an das Reichsfinanzministerium verkauft, das darin bis 1945 die Reichsfinanzakademie unterbrachte. Nach Kriegsende wurde die Villa von 1946 bis 1951 zur Residenz des Oberkommandierenden der französischen Truppen in Deutschland und Sitz des Hohen Kommissars André François-Poncet. Danach diente das repräsentative Landhaus vorübergehend auch als Gästehaus der Stadt Berlin und der Bundesrepublik Deutschland. Ab 1959 wurde es Sitz der Deutschen Stiftung für Internationale Entwicklung.

Von Mitte 2003 bis Ende 2005 wird die Villa Borsig denkmalgerecht saniert und als Gästehaus des Bundesministers des Auswärtigen hergerichtet. Gleichzeitig werden für die Akademie Auswärtiger Dienst die übrigen Altbauten wie das Maschinenhaus, das Pförtnerhaus, Pferdeställe und Garagen saniert sowie moderne Seminar- und Unterkunftshäuser hinzugefügt.

Anfang 2006 erfolgt der Umzug der Akademie von Bonn-Ippendorf auf den Reiherwerder.