Weisse Stadt 6

Weiße Stadt

Der Berliner Bezirk Reinickendorf erwarb nach dem Ersten Weltkrieg großflächige Gebiete, die angesichts der damaligen Wohnungsnot für Siedlungs- und Grünflächennutzung gedacht waren. Die Weiße Stadt in Reinickendorf wurde entlang der Schillerpromenade zwischen 1928 und 1931 erbaut. Die Siedlung, die mittlerweile über 14 Hektar umfasst, ist durch ein weißes Erscheinungsbild geprägt. Die über 1.000 Wohnungen waren zweckmäßig, modern ausgestattet und zugleich bezahlbar – auch ärmere Menschen konnten so bessere Lebensqualität genießen.

Die Neue Sachlichkeit des Bauhaus-Stils grenzte sich nach dem ersten Weltkrieg gegen den Historismus ab und verwandte vorgefertigte, normierte Bauteile, die eine Rationalisierung und damit Wirtschaftlichkeit gewährleisteten. Damit wurde ein qualitativ hochwertiger Wohnkomfort für eine breitere Bevölkerungsschicht ermöglicht. Das Weiß der Häuser wird durch farbige Akzente wie farbige Regenrohre, Dachüberstände, Türen und Fensterrahmen verstärkt. Architektonisches Aushängeschild der Siedlung ist das Brückenhaus an der Aroser Allee.

Neben Geschäften, Arztpraxen und Kindergärten wurde zwischen den Wohnhäusern ein breiter Grüngürtel angelegt. Die Siedlung ist ein Symbol für modernes Wohnen. Sie ist die letzte Siedlung der Klassischen Moderne, die in der Weimarer Republik errichtet wurde.

2008 wurde die Weiße Stadt neben sechs anderen Siedlungen der Berliner Moderne wie beispielsweise die Hufeisensiedlung oder Siemensstadt in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen, da sie als Zeugnis des sozialen Wohnungsbaus maßgeblich zur Verbesserung der Wohn- und Lebensverhältnisse einer breiten Bevölkerungsschicht beigetragen hat.

Noch im gleichen Jahr erfolgte ein Energie- und Holzschutzgutachten. Das Ergebnis: Dringender Handlungsbedarf. Die einzelnen Dachstühle der 1929 und 1930 erbauten Häuser waren stark beschädigt und zum größten Teil ungedämmt. Wenig später wurde mit der aufwendigen Sanierung begonnen.