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Zeltinger Platz

In Frohnau ist man in zweierlei Hinsicht in Berlin „ganz oben“. Geographisch liegt es im hohen Norden von Reinickendorf; nur Buch ragt noch weiter nördlich nach Brandenburg hinein. Und – nirgendwo in der Hauptstadt ist aktuell die Kaufkraft eines durchschnittlichen Haushaltes höher als hier, nicht in Zehlendorf, nicht in Grunewald und nicht in Mitte. Diese Exklusivität des Villen- und Landhausviertels für Bessergestellte war bereits von Anfang an gegeben und hat sich bis zum heutigen Tag erhalten. 

Die Geschichte Frohnaus beginnt 1907, als Guido Graf Henckel Fürst von Donnersmarck dem Baron Werner von Veltheim-Schönfließ 3.000 Morgen Wald in der Stolper Heide, rechts und links der bereits angelegten Nordbahn, abkaufte. Donnersmarck, zeitweilig der zweitreichste Mann im Land, war ein enger Freund sowohl Bismarcks als auch des Kaiser Wilhelm II.

Mit der “Berliner Terrain-Centrale GmbH” verfolgte er die Absicht, eine Gartenstadt zu errichten. Die Planung von Brix und Genzmer sah vor, die Anlage in 284 Blöcke unterschiedlicher Größe und Form aufzuteilen, die wiederum in 6.000 Parzellen von je 1.000 Quadratmetern aufgeteilt wurden. Die maximale Einwohnerzahl war auf 30.000 Menschen begrenzt. Bauwillige waren, nach einem Ansiedler-Verzeichnis von 1912 im wesentlichen Bankiers, Fabrikbesitzer, Wissenschaftler, Kaufleute, gehobene Beamte und Handwerksmeister.

Ludwig Lesser, seit 1908 Gartendirektor der Gesellschaft, konzipierte nach englischem Prinzip die Grünzüge, die Gestaltung der Plätze, vor allem der beiden zentralen Plätze Ludolfinger- und Zeltinger Platz sowie die Bepflanzung der Straßen und Alleen mit 10.000 Bäumen. Die offizielle Einweihung Frohnaus fand am 7. Mai 1910 statt.

Das Zentrum wird bis heute durch den Ludolfinger- und den Zeltinger Platz gebildet, die durch eine Brücke, unter der die S-Bahn entlangfährt, verbunden sind. Die von den Architekten Hart & Lesser 1910 vollendeten Bauten um den Bahnhof herum mit dem 30 Meter hohen Casinoturm, dem heutigen Wahrzeichen Frohnaus, bilden die zentralen Gebäude im Zentrum.

Der halbrunde Zeltinger Platz, der einen Durchmesser von 190 Metern hat, bildet das östliche Gegenstück zum Ludolfinger Platz. Bis 1937 hieß er übrigens Cecilienplatz, benannt nach Cecilie zu Mecklenburg, der letzten deutschen Kronprinzessin.

Eingefasst wird er durch eine Allee von weißblühenden Rosskastanien. Den Hauptanziehungspunkt bildet die mächtige, mit Wein berankte Pergola aus Kunststein, welche die Aussichtsterrasse auf der geraden Seite des Platzes umrahmt. Die Terrassenanlage, von der beidseitig Treppenanlagen in den tiefer gelegenen gärtnerisch gestalteten Bereich führen und die sich halbkreisförmig in die Form des Platzes hineinschiebt, wurde von dem Architekten Paul Poser geplant. Im inneren Halbkreis der Pergola ist auf einer Rasenfläche ein ovales Brunnenbecken platziert, dessen Mittelsockel seit 1980 eine Kopie der Bronzefigur “Die Kugelläuferin” (Original von Otto Märker) ziert.

Fünf Straßen gehen strahlenförmig vom Platz ab. An seiner Ostseite erhebt sich mächtig die 1933-36 erbaute evangelische Johanneskirche, eine Saalkirche mit querrechteckigem Turm, einer dreiecksgiebeligen Vorhalle und einer Freitreppe.

Am Rande des Zeltinger Platzes befinden sich einige gediegene Geschäfte, Supermärkte und andere Versorgungsläden. Auf der Frohnauer Brücke befindet sich das Kaffeehaus Zeltinger, das auf eine Tradition bis 1910 zurückweist und sicherlich einer der beliebtesten Treffpunkte in Frohnau ist.