Flughafen Tegel
Der Flughafen Berlin-Tegel „Otto Lilienthal“ war bis zum 8. November 2020 ein internationaler Verkehrsflughafen in Berlin-Tegel, der am 5. Mai 2021 entwidmet wurde. Nur der Nordteil besteht noch als militärischer Hubschrauberlandeplatz. Bis zuletzt startete oder landete in Tegel zwischen 6 und 23 Uhr durchschnittlich alle zwei Minuten ein Flugzeug, es wurden zur Höchstzeit in 2019 rund 24 Millionen Fluggäste abgefertigt.
Das Flughafengelände diente ursprünglich den Preußen-Königen als Jagdrevier und wurde später vom preußischen Militär als Artillerie-Schießplatz genutzt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde dort das 1. Preußische Luftschiffer-Bataillon aufgestellt, das mit verschiedenen Luftschiff-Konstruktionen experimentierte. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs war dem Deutschen Reich aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags ein Wiederaufbau von Luftstreitkräften verboten. Aus diesem Grund wurde die Entwicklung von Luftschiffen in Tegel eingestellt.
Um 1930 wurden hier Versuche mit flüssigkeitsbetriebenen Raketen und Flugkörpern durchgeführt. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gelände als Truppenübungsplatz der Luftwaffe genutzt.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war das Tegeler Gelände von Bombenkratern durch alliierte Luftangriffe übersät und die dort stehenden Gebäude weitgehend zerstört. Während der sowjetischen Blockade West-Berlins richtete die französische Besatzungsmacht zusammen mit US-amerikanischen Spezialisten und deutschen Arbeitskräften zur Unterstützung der Berliner Luftbrücke in 90 Tagen einen neuen Flugplatz ein. Auf dem Gelände in Tegel wurde sechs Wochen nach dem Beginn der Blockade ab dem 5. August 1948 mit dem Bau der damals längsten Start- und Landebahn Europas mit einer Länge von 2428 m begonnen; die notwendigen Gebäude und Hallen wurden zunächst als Provisorien mit einfachsten Mitteln errichtet. Am 5. November 1948 landete mit einer Douglas C-54 das erste Flugzeug auf dem erst Anfang Dezember offiziell eingeweihten Flughafen.
Der gesonderte Besatzungsstatus Berlins während der Zeit des Kalten Kriegs bewirkte, dass die Flughäfen auf dem Gebiet der westlichen Sektoren Berlins, dem späteren West-Berlin, ausschließlich von Fluggesellschaften aus den Staaten der drei westlichen Besatzungsmächte (USA, Großbritannien und Frankreich) angeflogen werden durften. Den ersten regelmäßigen Linienflug nach Tegel nahm Air France ab dem 2. Januar 1960 in den Flugplan auf. Dies war der Beginn des zivilen Flugverkehrs in Berlin-Tegel. PanAm begann im Mai 1964 als zweite Fluggesellschaft mit regelmäßigen Linienflügen, zunächst dreimal wöchentlich zum New Yorker Flughafen John F. Kennedy.
Von April 1968 an zogen alle Charterfluggesellschaften von Tempelhof nach Tegel um, da Tempelhof überlastet war und das Passagieraufkommen nicht mehr bewältigen konnte. Zu diesem Zeitpunkt wurde ein terminalähnliches Gebäude eigens für Charterfluggesellschaften errichtet, das sich ebenso wie das ursprüngliche Terminal, das von Air France und PanAm genutzt wurde, nördlich der Startbahn befand.
Die Flughafenanlagen Tegel-Süd entstanden zwischen 1965 und 1975. Das bis zuletzt genutzte sechseckige Hauptterminalgebäude, das sich am südlichen Ende des Flughafens befindet, wurde im November 1974 eröffnet. Seit 1975 entwickelte sich Tegel weiter zum wichtigsten Passagierflughafen Berlins.
Im Jahr 1988 wurde der Flughafen nach dem Luftfahrtpionier Otto Lilienthal benannt.
Mit der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 endeten die alliierten Sonderrechte und alle Restriktionen im Berlin-Flugverkehr wurden aufgehoben. Tegel konnte damit auch von deutschen Fluggesellschaften angeflogen werden.
Nach dem Fall der Mauer begannen die Planungen für einen neuen Großflughafen Berlin Brandenburg. Einige Anbauten sollten bis dahin noch das stetig steigende Passagieraufkommen in Tegel bewältigen. Erst am 31. Oktober 2020 eröffnete der Flughafen Berlin Brandenburg. Mit dem letzten Start einer Air-France-Maschine nach Paris endete der Luftverkehr in Tegel am 8. November 2020 nach mehr als 70 Jahren.
Nach der Entwidmung als Flughafen im Mai 2021 wurde das Gelände der kommunalen Bauleitplanung übergeben. Die Nachnutzung des 495 Hektar großen Geländes besteht aus vier großen Projekten: Der Urban Tech Republic als Forschungs- und Innovationsstandort mit der Beuth-Hochschule als Zentrum, dem Schumacher Quartier als Pilotquartier für ökologisches und autoarmes Wohnen, dem Landschaftsraum Tegel mit über 200 Hektar besonders geschützter Trockenrasenbiotope und mit Habitaten etlicher geschützter Arten und der Reservefläche Tegel-Nord, die derzeit noch zum Teil militärisch genutzt wird.